Neurodermitis
Neurodermitis ist eine entzündliche Hauterkrankung mit starkem Juckreiz. In Deutschland leiden mehr als 3% der Bevölkerung darunter. Die Erkrankung zeigt sich schon im Säuglingsalter und kann bis zum Erwachsenenalter bestehen bleiben. Bei jedem 5. Patienten ist dies der Fall. Sie kann jedoch auch erst mit 20 bis 25 Jahren auftreten.Meist tritt im weiteren Verlauf des Lebens eine Besserung des Krankheitsbildes ein, allerdings sind in höherem Lebensalter noch 10 bis 25 % aller Neurodermitiker hautkrank.
Hauptmerkmale der Neurodermitis sind Juckreiz, Knötchenbildung auf der Haut und Hautvergröberung an den betroffenen Stellen. Meist treten die Beschwerden in Phasen auf. Weitere Merkmale der Neurodermitis können sein: Trockene Haut und Lippen, eine doppelte Unterlidfalte, häufige Hautekzeme oder Hautinfektionen und Blässe der Haut nach mechanischen Reizen. Gewöhnlich beginnt die Neurodermitis um den 3. Lebensmonat. Die Haut des Säuglings ist gerötet und es treten kleine, stark juckende Bläschen auf. Das Aufkratzen dieser Bläschen führt zu entzündlich-nässenden Hauterscheinungen. Dabei sind vor allem die Kopfhaut und die Wangen betroffen. Später trocknen die nässenden Stellen aus und es bildet sich ein Schorf. Man spricht auch von Milchschorf, weil dieser Schorf wie getrocknete Milch aussieht. Oft bildet sich dieser Milchschorf von alleine zurück. Bei Kindern im Alter von 3 bis 18 Jahren kommt es zum typischen Erscheinungsbild der Neurodermitis, bei dem vor allem die Ellenbogen und Kniekehlen betroffen sind. Durch das häufige Kratzen verdickt und vergröbert sich die Haut an den betroffenen Stellen. Der Juckreiz ist besonders schlimm und führt häufig zu Schlafstörungen. Dies kann die ganze Familie belasten. Eine so angespannte familiäre Situation kann wiederum zu einer psychischen Belastung des Kindes und damit zu einer weiteren Verschlechterung der Krankheit führen. Nicht selten entsteht so ein Teufelskreis. Auch in dieser Phase kann die Krankheit nachlassen oder sich weiter ausbreiten und auch den Hals, die Hand- und Fußgelenke und die Handrücken befallen. Komplikationen treten auf, wenn die aufgekratzten Stellen mit Bakterien, Viren oder Pilzen infiziert werden.
Neurodermitis im Erwachsenenalter
Häufig verschwindet die Krankheit in der Kindheit von selbst. In seltenen Fällen besteht eine lebenslange Belastung mit Neurodermitis. Die Krankheit kann jedoch auch im Erwachsenenalter erstmalig ausbrechen. Hierbei sind meist die Hände, Ohren, der Hals und das Gesicht von den juckenden Knötchen befallen.
Einflußfaktoren bei der Entstehung und dem Verlauf
- Es besteht eine erbliche Veranlagung.
- Umweltfaktoren wie Klima, Luftverschmutzung, Infekte etc. können ebenfalls die Beschwerden verschlimmern.
- Übertriebene Hautpflege (häufiges Duschen o. Baden) trocknen die Haut zusätzlich aus.
- Bestehende Allergien gegen bestimmte Stoffe.
- Innere Faktoren wie psychischer Streß können die Krankheit verschlimmern.
- Die genaue Entstehung von Neurodermitis ist jedoch noch ungeklärt.
Der Arzt stellt zunächst fest, ob es sich um eine Neurodermitis handelt. Neurodermitis ist nicht heilbar, deshalb kommt der Behandlung der Symptome und der Beeinflußung der auslösenden Faktoren große Bedeutung zu. Die Basistherapie der Neurodermitis ist immer noch die Behandlung mit Kortisonpräparaten und die Hautpflege mit Cremes oder Salben mit ausgewogenem Fettstoffanteil. Bei chronischem Verlauf empfiehlt sich die Verwendung eines Harnstoffpräparates, das juckreizlindernd und leicht antibakteriell wirkt. Antihistaminika haben ebenfalls ihren festen Platz in der Therapie. Sie lindern den Juckreiz und vermindern das Entzündungsgeschehen. Ist die Haut durch Kratzen und Verunreinigung mit Bakterien infiziert, werden Antibiotika eingesetzt. Auch die langfristige Einnahme von Kapseln mit Nachtkerzenöl können die Beschwerden der Neurodermitis bessern.
Ernährung
Eine allgemeine Neurodermitisdiät gibt es nicht. Bestimmte Nahrungsmittel stehen jedoch im Verdacht, bei einigen Patienten die Krankheit zu verschlimmern. Dazu zählen: Eier, Milcheiweiß, Fischeiweiß, Nüsse, Zitrusfrüchte, Sellerie, Gewürze, Lebensmittelfarbstoffe und Konservierungsmittel. Verzichten Sie auf scharfe Gerichte, Alkohol und Kaffee. Leidet eines der Elternteile unter Neurodermitis so kann möglichst langes Stillen des Säuglings den Ausbruch der Krankheit verhindern. Können die Säuglinge nicht gestillt werden, sollte die sogenannte hypoallergene Milch (HA-Milch) gefüttert werden. Später sollte bei der Ernährung eines solchen Kindes besonders darauf geachtet werden, auf welches Nahrungsmittel das Kind mit Hautreizungen reagiert.
Hautpflege
Die Haut des Neurodermitikers ist extrem trocken und braucht viel Fett und Feuchtigkeit. Wirkstofffreie Pflegeprodukte aus der Apotheke sorgen dafür, daß der Haut Fett und Feuchtigkeit zugeführt werden. Tagsüber sollte eine Feuchtigkeitslotion und nachts eine Fettcreme aufgetragen werden. Die Reinigung der Haut sollte mit rückfettenden Badezusätzen erfolgen und statt Seifen sollten lieber sog. Syndets (seifenfrei) verwendet werden, die die Haut weniger austrocknen. Beim duschen und baden sollte das Wasser nicht zu heiß sein. Anschließend ist es ratsam, sich nur schwach bis gar nicht abzutrocknen und immer einzucremen.
Kleidung
Wolle und andere kratzende Materialien sind Neurodermitikern unangenehm auf der Haut. Die Kleidung sollte außerdem luftdurchlässig sein, um Schweißbildung zu vermeiden. Synthetische Fasern können durch Hitzestau das Bakterienwachstum fördern.
Allgemeine Ratschläge
- Um zu starkes Kratzen und damit Hautveränderungen, Narben und Infektionen zu verhindern, sollte die Haut stets gut eingecremt werden.
- Personen, die auf Tierhaare allergisch reagieren, sollten keine Haustiere halten.
- Bei Personen bei denen die Neurodermitis vor allem in Streßsituationen auftritt, können Entspannungsübungen helfen.
- Längerer Aufenthalt am Meer oder im Hochgebirge wirkt sich oft günstig auf den Krankheitsverlauf aus.
- Eltern sollten ihren neurodermitiskranken Kindern besondere Zuwendung und Geduld entgegenbringen. Zum Austausch mit anderen betroffenen Eltern gibt es spezielle Selbsthilfegruppen.
- Für Kleinkinder gibt es bestimmte Kleidung mit Handschuhen, die ein Aufkratzen und Infizieren der Haut durch die Fingernägel, besonders nachts, verhindern kann.
- Bei den meisten Personen werden durch Sonnenbestrahlung die Beschwerden deutlich gebessert.